MPS Weil am Rhein 2015

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Mittelalterlich Phantasie Spectaculum

Weil am Rhein, 04.07.2015 – 05.07.2015

Samstag, 04.07.2015

impressionen_3_20200704_1956854030Heute berichte ich Euch erneut vom MPS, dass diesmal – zum zweiten Mal in diesem Jahr – Halt im Drei Länder Garten in Weil am Rhein macht. Live werde ich nur vom Samstag berichten, da hier die meisten Künstler auftreten.

Erst einmal zum Gelände: Herrlich – könnte glatt eines meiner Lieblingsveranstaltungsorte der MPS-Reihe werden. Der Drei Länder Garten liegt im Süden der Stadt und grenzt direkt an die historische Gartenstadt Leopoldshöhe an und erstreckt sich über eine Gesamtfläche von ca. 30 ha. Der Garten bietet im ‚Normalfall‘ viele Freizeitmöglichkeiten – ist also für jeden einen Besuch wert.

 

Die große Herausforderung für den Veranstalter sind die karibischen Wetterbedingungen an diesem Wochenende – die

40 Grad Grenze soll geknackt werden. Gisbert Hiller – von allen MPSlern nur Gisi genannt – meistert diese Herausforderung mit Bravour. Vor allen 3 Bühnen sind Rasensprenger im Einsatz, die während des Geschehens auf der Bühne für Abkühlung sorgen. Aber nicht nur das sorgt für Erfrischung. Ebenfalls in der Nähe der Bühnen sind Gartenduschen aufgestellt, die auch reichlich von Mensch und Tier genutzt werden. Weiterhin fährt regelmäßig ein Quad mit Anhänger über das Gelände, beladen mit einem 1.000 Liter-Tank und versprüht Wasser auf den Wegen, vor den Bühnen und auf dem gesamten Gelände. Insgesamt werden allein am Samstag rund 32.000 Liter nur durch die Quadfahrten auf die Besucher verteilt. Auch der Preis für Mineralwasser ist gesenkt worden – gerade für Familien ein wahrer Segen an diesem heißen Tag.

Ebenfalls ist für reichlich Schattenplätze gesorgt. Mehrere Sonnensegel in der Nähe der Bühnen sind aufgestellt worden um auch während der Konzerte genügend Schattenplätze zu bieten. Am Rande des Geländes, bzw. am angrenzenden Wald wird jeder schattenspendende Baum genutzt um Bierzeltgarnituren aufzustellen, so dass man jederzeit einen Platz zum Ausruhen findet. Auch das Gelände bietet durch kleine Bäche die Möglichkeit sich abzukühlen, natürlich sind auch hier direkt im Bach ein paar Zeltgarnituren aufgebaut.

Man muss seinen Hut ziehen vor den Organisatoren – aber auch vor allen Helfern rund um das MPS. Bestimmt kein leichter Job, alle Bühnen etc. bei einer durchschnittlichen Tagestemperatur von über 35 Grad aufzubauen. Daher auch mal von mir an dieser Stelle ein großes Dankeschön an das Orga-Team und alle Helfer – ihr macht einen großartigen Job.

Gisi hat aber noch für ein weiteres Schmankerl am Samstag, bzw. eher für die Nacht gesorgt. Verschiedene Bands – unter anderem Saltatio Mortis, Ye Banished Privateers und Koenix - werden ab 0:30 Uhr in den Tavernen kleine Konzerte geben – ein Highlight was man auf jeden Fall mitnehmen sollte, wann immer sich die Möglichkeit auf einem MPS dafür bietet.

Diese Bands sorgen an diesem Wochenende für Stimmung: Rapalje, Saor Patrol, Koenix, Ye Banished Privateers,

Mr. Hurley und die Pulveraffen, Versengold, Saltatio Mortis und Knasterbart.

Den Anfang machen heute die Niederländer von Rapalje – und wie ihr bereits von anderen Berichten wisst, sorgen die Jungs mit ihren Folksongs für ordentlich Radau. Bei ihrem ersten Song holen sie sich gleich ein wenig Unterstützung auf die Bühne. Ein Teil von Ye Banished Privateers füllen die Bühne und bringen zusammen mit Dieb, Maceál, William und David gleich beim ersten Lied eine klasse Stimmung unter die Leute. Prima Einstieg. Der erste Auftritt der vier Jungs ist schon nach einer guten halben Stunde vorbei – gut dass sie insgesamt noch vier Mal auftreten werden heute, weil 30 Minuten sind definitiv zu wenig.

Bildergalerie Rapalje vom MPS Weil am Rhein

Fliegender Wechsel auf der Bühne. Als nächstes sind Saor Patrol dran – auch schon alte Bekannte. Und trotzdem immer wieder ein Vergnügen. Kevin, Mark, Charlie und Steve begeistern mich jedes Mal aufs Neue – auch ganz ohne Gesang. Das liegt wohl an der Energie, die die Jungs auf der Bühne versprühen. Wer sich vor einem MPS-Besuch ein Bild davon machen möchte – hier ein kleiner Kauftipp: Saor Patrols erste DVD – Folk ‚N‘ Rock. Eine kleine musikalische Reise durch einige Festivals, auf denen die Band in den letzten Jahren gespielt hat.

Bildergalerie Saor Patrol vom MPS Weil am Rhein

Ohne große Verzögerung geht es weiter mit Ye Banished Privateers. Schon beim MPS in Dortmund haben mich die Schweden begeistert. Bei ihrer Show wird es nie langweilig, da sie jeden ihrer Songs – zum Beispiel Bottle of Rum oder Libertalia – mit unheimlich viel schauspielerischem Talent untermalen und auch gerne mal auf Interaktionen des Publikums reagieren. So wie heute: Blackpowder Pete springt von der Bühne und rudert im imaginären Boot mit zwei Fans während oben auf der Bühne weiter gefeiert wird. Ich kann euch die Band einfach nur wieder ans Herz legen – hört mal rein, oder noch besser: schaut wo die Truppe spielt und geht hin!

Bildergalerie Ye Banished Privateers vom MPS Weil am Rhein

Ich bin froh, dass vor den Bühnen die Rasensprenger sind – die kleine Abkühlung tut richtig gut. Wir haben bereits die 35 Grad Grenze überschritten und es ist noch früher Mittag. Uff. Wohin das Quecksilber noch steigen wird? Aber unten ist es wahrscheinlich noch lange nicht so heiß wie auf den Bühnen. Als geht’s weiter von der Folkbühne zur Festivalbühne. Hier wartet der erste Auftritt von Mr. Hurley und die Pulveraffen auf mich.

Mr. Hurley, Buckteeth Bannock und Der einäugige Morgan wollen loslegen mit ihrem Piratenrock – aber die Technik streikt. Nebenwirkungen der Hitze? Gekonnt überspielen die drei die kleine Verzögerung und starten schließlich – auch wenn noch nicht alle Schwierigkeiten behoben sind. Gewohnt lockere Sprüche und Klamauk sorgen dafür, dass trotz der Hitze Stimmung aufkommt und die Abwechslung zwischen alten und neuen Songs machen den Auftritt zu einem Vergnügen. Passend zum Wetter darf natürlich auch nicht der Song Urlaub fehlen. Im Refrain heißt es Aber wenn’s recht ist, dann nehmen wir uns heute frei – ein Glück nehmen sich die Jungs nicht frei. Zum Schluss des ersten Sets kommt Der einäugige Morgan dann auch hinter den Drums hervor und spielt Tango, genauer gesagt Küss mich, ich hab‘ Skorbut.

Bildergalerie Mr.Hurley und die Pulveraffen vom MPS Weil am Rhein

Bisher habe ich euch von alten Bekannten berichtet, aber ich habe auch etwas Neues für Euch: Koenix sind die nächsten auf der Festivalbühne. Wer sind Koenix? Bereits seit 2009 tingeln die sechs Herren aus der Schweiz über Mittelaltermärkte und bezeichnen sich selbst als Spielleute aus der Zeit der Sagen und Lagerfeuer (O-Ton Homepage httpsss://www.koenix-band.ch). Die meisten Stücke, die sie heute spielen, sind instrumental. Dargeboten mit klassischen Instrumenten und Melodien aus dem Mittelalter, gemischt mit orientalischen und afrikanischen Einflüssen. Eine interessante Mischung, die ins Bein geht und zum Tanzen einlädt. Hört doch mal ins aktuelle Album Im Fluss rein und überzeugt Euch selbst.
Bildergalerie Koenix vom MPS Weil am Rhein

Das war es für den Moment von der Festivalbühne – es fehlt noch die MPS-Bühne. Die heutigen Acts dort sind Versengold und Saltatio Mortis. Sicherlich zwei der großen Zugpferde des MPS, kein Wunder also, dass hier sich die meisten Besucher vor der Bühne tummeln.

Versengold sehen wir heute drei Mal, Saltatio Mortis zwei Mal auf der Bühne. Ich gebe Euch eine Zusammenfassung der Auftritte, da ich mich ansonsten nur wiederholen würde – was ja auch langweilig für Euch wäre J.

Wieder einmal zeigt sich bei Versengold, dass die Erweiterung der Gruppe um zwei Mitglieder eine echte Bereicherung für die Band ist. Die alten Lieder erscheinen in einem kraftvolleren Gewand und versprühen noch mehr Energie und wissen das Publikum zu begeistern. Durch das abwechslungsreiche Set werden die Auftritte nicht langweilig und auch der erste Vorgeschmack auf die neue CD ZeitlosHoch die Krüge – wird gefeiert. Hier mal der Refrain des Liedes, der wieder einmal zeigt, wie treffend Malte ‚Snorre‘ Hoyer das Leben mit Worten skizziert: Hoch die Krüge in die Runde, spül die Lüge aus dem Munde, dass du das Leben nehmen musst wie es ist. Hoch die Krüge und im Bunde feiern wir die frohe Kunde, das Leben muss dich nämlich nehmen, nehmen wie du bist!

Bildergalerie Versengold vom MPS Weil am Rhein

Bleibt noch das andere Zugpferd des MPS: Saltatio Mortis. Die Band gibt ein Tages- und ein Nachtkonzert und wie nicht anders erwartet ist der Platz vor der Bühne voll. Am Abend noch weit aus voller wie am Nachmittag. Die Band gibt einen kleinen Vorgeschmack auf ihr im August erscheinendes Album Zirkus Zeitgeist unter anderem mit dem Song Gossenpoet. Wer nicht mehr so lange warten kann, kann sich Hörproben der neuen Songs auf der Homepage der Band oder auf ihrer Facebook-Seite anhören und sich somit einen ersten Eindruck verschaffen. Natürlich lassen sich die Jungs es sich nicht nehmen passend zum Wetter ihre Version von Like Ice In The Sunshine während ihres Tagessets zu spielen und beim Nachtkonzert eine Version von We Will Rock You. SaMo steht für gute Auftritte und begeisterte Zuhörer – so auch heute wieder. Gerade beim 90-minütigen Nachtkonzert zeigt sich, dass die Band in den letzten 15 Jahren zu einer Institution unter den Mittelalter(rock)bands gewachsen ist und bei ihren Konzerten für und mit den Fans feiert.

Bildergalerie Saltatio Mortis vom MPS Weil am Rhein

Jetzt geht es noch einmal zurück zur Festivalbühne: Der einzige Auftritt der Könige des Rinnsteins – besser bekannt als Knasterbart - steht auf dem Programm! Wer versteckt sich hinter dieser Band? Entstanden ist die Band offiziell 2013 aus dem Zusammenschluss zweier Nebenprojekte von uns bereits bekannten Musikern des MPS. Eins von Malte ‚Snorre Snoerkelfrey‘ Hoyer von Versengold unter dem Namen Hotze Knasterbart, das andere von Simon ‚Mr. Hurley‘ Erichsen von Mr. Hurley und den Pulveraffen als Fummelfips. Weitere Bandmitglieder sind Fidolin und Hackepeter Knasterbart, die ‚nebenbei‘ ebenfalls bei Versengold musizieren sowie Klappstuhl, Knüppelkalle und Schramme Knasterbart. Für mich einer meiner persönlichen Höhepunkte an diesem Wochenende. Ich mag den ganz eigenen Humor ihrer Texte. Und nicht nur ich – auch bei Knasterbart ist der Platz vor der Bühne gerammelt voll. Und auch die Temperaturen sind mittlerweile auf angenehme 26 Grad zurückgegangen – eigentlich gar nicht so übel für 23:00 Uhr J Wer sich einen Eindruck des – wie sie es selber nennen – Gossenhauer-Folk verschaffen möchte gebe ich mal ein paar Anspieltipps: Gossenabitur, Lieber widerlich als wider nich oder Sauf mich schön.

Bildergalerie Knasterbart vom MPS Weil am Rhein

Leider neigt sich nach knapp 80 Minuten auch dieses Konzert seinem Ende zu – viel zu schnell wie ich finde. Und schon ist es Sonntag. Was jetzt noch auf uns wartet sind die angekündigten Tavernenkonzerte. Richtig entscheiden wohin ich möchte kann ich mich nicht wirklich, und so beginne ich einen kleinen Streifzug an den Tavernen vorbei. Diese Momente haben ihre ganz eigene Stimmung – die einzelnen Bands spielen locker und frisch mitten unter den Tavernenbesuchern auf. Wenn ihr bei einem Eurer Besuche merkt, dass sich ein solches Konzert anbahnt macht Euch auf den Weg und genießt es!

Ich bin Euch aber noch etwas schuldig: habe ja noch gar nichts von der Markteröffnung bzw. dem bunten Treiben rund um die Auftritte der einzelnen Bands erzählt. Hier also noch eine kleine Zusammenfassung:

Markteröffnung: Als erstes tritt ein Marquise auf, der sich hinter seiner Maske versteckt und jederzeit einen zweideutigen Spruch auf den Lippen hat. Verstärkung bekommt er nach kurzer Zeit vom Hässlichen Hans und gleich darauf von Der Tod – der es sich nicht nimmt, mit Strohhut und Sonnenblume aufzutauchen. Wer jetzt noch fehlt ist Bruder Rectus, der mal wieder für eine gelungene Überraschung sorgt: Er reitet heran auf einer rosa Kuh im rosa Tüttü – ernsthaft. Sexy sag ich Euch. Der Abstieg von der rosa Kuh vielleicht nicht wirklich aber ansonsten -   rrrrrrr J

Natürlich wird auch bei dieser Markteröffnung jemand geteert und gefedert. Heute trifft es den Tod höchstpersönlich. Die Strafe dafür, dass er Bruder Rectus auf dem MPS in Leipzig alleine gelassen hat. Krankheitsbedingt. Sowas schreit förmlich nach einer Teer- und Federzeremonie. Aber wie sieht Der Tod eigentlich unter seinem Gewand aus? Diese Frage ist schnell geklärt – oder auch nicht. Er ist schwarz – einfach nur schwarz.

Und schon heißt es: Das MPS Weil am Rhein ist eröffnet.

Bildergalerie Markteröffnung vom MPS Weil am Rhein

Das bunte Treiben neben und zwischen den Konzerten wird zum Teil Opfer der Temperaturen. Besonders die Fechtkampfgruppe Fictum und das Ritterturnier von Ars Equitandi werden zeitlich gekürzt um Kämpfer, Reiter und Ross zu schonen. Absolut verständlich – und wird von den Besuchern auch voll und ganz akzeptiert. Für alle, die es bis zum Schluss aushalten, ist das Feuerspektakel und die Nachtrittershow zu Pferde eine Entschädigung.

Bildergalerie Turnier und Fechtkampf vom MPS Weil am Rhein

Natürlich war auch wieder Achim Häfner – der Falkner der Herzen – beim MPS dabei. Ihn möchte ich Euch noch einmal besonders ans Herz legen. Schaut Euch seine Show an, die er mit viel Herzblut und Spaß für Euch veranstaltet, lasst Euch gefangen nehmen von der Sanftheit seiner Tiere und vielleicht habt ihr das Glück und bekommt einen seiner Weggefährten für kurze Zeit auf die Hand – ein Augenblick, den ihr nicht so schnell vergessen werdet.

Bildergalerie Impressionen vom MPS Weil am Rhein

Mein Verpflegungstipp an diesem Wochenende: Ein Drachenspieß – für mich in der Variante Huhn mit süß-saurer Soße. Lecker!

Bis zum nächsten Mal – wenn treffe ich von Euch mal auf einem MPS?

Sonja Häfner

unterwegs für German Rock e. V

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