15 Jahre Schandmaul - Jubiläumsfeier
Kölner Tanzbrunnen, 30. – 31. August 2013
Schandmaul lädt zum Feiern ein – und mehr als 10.000 Fans & Freunde der Band folgen diesem Ruf!
Für ihr 15-jähriges Jubiläum haben sich die Jungs und Mädels von Schandmaul etwas Besonderes einfallen! Es wird gefeiert – und das richtig. Es gibt nicht nur ein Jubiläumskonzert – Nein, es wird ein Festival über zwei Tage geben. Unterstützung erhalten die Schandmäuler dabei von bekannten Bands aus der Folk-Szene. Gäste sind: Omnia, Saltatio Mortis, Versengold, Lyriel, Die Kammer und Fiddler’s Green! Das verspricht ein Fest zu werden. Und das Ganze findet nicht, wie vor 5 Jahren in München, der Heimatstadt der Band, statt. Auch hier haben sie sich ein besonderes Schmankerl ausgesucht: Der Kölner Tanzbrunnen wird Schauplatz dieses einmaligen Erlebnis sein.
Aber wohin mit all den Feierwütigen: Im Vorfeld konnten sich die Camperfreunde ein Festivalticket inklusive Camping-Ticket sichern. Der nahe gelegene Campingplatz ‚Jugendpark‘ bot sich hierfür an. Durch diverse Auflagen der Stadt Köln gab es kleine Wehmutstropfen, die aber von Fans nach den ersten Verwunderungen ins Positive umgesetzt wurden. Für Weitgereiste war es sicherlich hinderlich, dass erst am ersten Festivaltag die Zelte aufgeschlagen werden konnten. Auch die Order, nicht am eigenen Zelt zu grillen, verwundert die Camper. Was tun, wenn der Hunger kommt? Kurzerhand nutzt man gemeinsam die großen Schwenkgrills – so kam man auch schnell mit anderen Fans ins Gespräch und gegrillt wurde einfach im Schichtdienst!
Jetzt aber zum Festivalgelände: Bereits im Vorfeld hat die Band angekündigt, eigens eine Bühne für die Auftritte zu stellen, so dass das Festivalgelände anderweitig genutzt werden konnte. Ein besonderes Highlight: die Königslounge für alle VIP-Ticket Besitzer, die sich über den Brunnen erstreckt und einen optimalen Blick auf die eigens aufgestellte Bühne bietet. Drumherum gibt es dann – passend zur Musik – vieles zu entdecken: Mittelaltermarkt, Fressbuden (für die doch als hoch anzusehenden Preise kann die Band nichts – dies ist auch eine Auflage der Stadt Köln, die hier ein strenge Preispolitik verfolgt), Merch-Stände und und und. Aber was man sich auf keinen Fall entgehen lassen darf ist das Schandmaul-Museum direkt am Eingang: Hier stellt die Band Erinnerungsstücke aus 15 Jahren Bandleben aus: Kostüme, Backstage-Reportagen, persönliche Fotos und vieles mehr lassen nur erahnen, welch ereignisreiche Zeit hinter den Schandmäulern liegt.
Die eigens aufgebaute Bühne ist groß, rechts und links mit Leinwänden, was auch den Besuchern, die sich auf dem Gelände verteilen einen Blick auf die Bühne erhaschen lässt. Der Platz vor der Bühne ist zu klein, um allen Besuchern die Möglichkeit zu geben, direkt am Ort des Geschehens mitzufeiern. Jetzt schon sieht man betröppelte Gesichter, weil gerade Familien mit Kindern oder die mit den Schandmäulern gewachsenen Fans haben nicht die Absicht, sich von Anfang an direkt vor der Bühne hinzupflanzen. Und seitens der Stadt ist auch hier vorgeschrieben, die Besucherzahl direkt vor der Bühne zu limitieren – das wiederum wissen viele Besucher nicht.
Um kurz vor halb fünf geht es dann los. Omnia eröffnen den musikalischen Reigen. Die niederländischen Musiker um Steve Evans-van der Harten und Jenniver Evans-van der Harten sorgen mit Ihrem Pagan-Folk für einen gelungen Festivalstart, was nicht nur Songs wie I don’t speak Human oder Tine Bealtine zu verdanken ist.
Was danach kommt, ist schon ein Publikumsmagnet der besonderen Sorte: der aktuelle Platz eins der Deutschen Albumcharts – Saltatio Mortis. Und sie geben ihr Bestes. In einer Stunde feuern die Totentänzer ein Rückblick ihrer musikalischen Leistung mit Songs wie zum Beispiel Prometheus ab und geben selbstverständlich auch Stücke des aktuellen Albums Schwarze IXI zum Besten! Und selbstverständlich ist das Bad von Alea der Bescheidene auf den Händen von ganz und gar nicht Falschen Freunden wieder dabei. Als besonderer Geburtstagsgruß an die Geburtstagskinder darf aber ein Cover vom Geisterschiff gelten, das ganz im Saltatio Mortis Stil zu beeindrucken weiß.
Und dann ist es endlich soweit: Der erste Auftritt von Schandmaul steht kurz bevor. An diesem Abend ist es ein wenig stiller und würdevoller (ja – man kommt im Festgewand auf die Bühne): Wie schon vor acht Jahren werden Songs mit einer ganz besonderen Note dargeboten: akustisch mit Unterstützung eines Jugendorchesters. Gänsehaut ist angesagt. Stücke wie Walpurgisnacht, Drachentöter, Vogelfrei laden zum Tanzen ein. Aber die wirklich starken Momente des Abends sind die Balladen von Schandmaul: Der Clown ist der absolute Gewinner dieses Abends – Orchester und die unvergleichliche Stimme von Thomas Lindner geben diesem Song eine Ausdruckskraft, die ihresgleichen sucht. Natürlich fehlen auch nicht Stücke wie Willst Du oder Sonnenstrahl, bei denen das Publikum aufgefordert wird, den oder die Liebste in den Arm zu nehmen. Ob es tatsächlich bei dem ein oder anderen zur Frage Willst Du kam, ist uns leider nicht bekannt.
Auch sind erfahrene Bühnenhasen wie Thomas Lindner & Co. nicht vor Aufregung oder Verspielern gefeit – aber selbst solche charmanten und liebenswerten Patzer werden in das Programm integriert und als kleine Comedy-Einlage umgesetzt. Einfach liebenswert!
Nach über zwei Stunden heißt es aber dann auch schon: Schluss für heute – hier kommt wieder eine Auflage der Stadt Köln zum Tragen. Ab 22 Uhr ist Schluss mit Lustig. Zumindest am Tanzbrunnen. Für die noch immer nicht müden geht es an anderer Stelle weiter. Wer weiß, vielleicht trifft man dort ja auch den ein oder anderen Künstler dieses Wochenendes.
Ich persönlich bin müde und gehe zurück in mein Hotel - mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht und der Vorfreude auf Tag zwei dieser Geburtstagsfeier!
Bildergalerien Impressionen vom Freitag
Samstag, 31.08.2013
Tag 2 des Geburtstagsmarathon
Da die Bands erst am frühen Nachmittag mit dem Spielen beginnen würden, nutze ich den Vormittag zum obligatorischen Sightseeing und lasse mir das ein oder andere Wahrzeichen nicht entgehen. So stehen natürlich der Dom und die Hohenzollernbrücke mit ihren Schlössern der Verliebten auf dem Programm. Beeindruckende Bauten, interessante Menschen bietet Köln, aber was wirklich zählt ist heute wieder nur der Tanzbrunnen.
Um mal zu schauen, wie der gestrige Tag bei Fans angekommen ist, schaue ich mal bei diversen Social Networks vorbei und bin überrascht. Ja – es gab ein paar Probleme, wie zum Beispiel schon die Plätze direkt vor der Bühne – der Platz ist einfach zu klein und vielleicht gab es auch an der ein oder anderen Stelle am Tanzbrunnen Probleme, die Show akustisch einwandfrei verfolgen zu können. Aber dafür können die Schandmäuler wieder einmal nichts – sondern vielmehr wieder einmal die Auflagen der Stadt Köln. Aber auch hier versucht die Band und das Tourmanagement schnell zu reagieren: Spezielle Armbändchen für die einzelnen Bereiche vor der Bühne müssen her – sicherlich keine zufriedenstellende Lösung für jedermann, aber in der Kürze der Zeit das einzig Machbare. Was aber zur Folge hat, dass der Run auf das Gelände – um möglichst ein Bändchen für den Bereich Front oft the Stage zu erhaschen – schon sehr früh beginnt und sich bereits um 11 Uhr eine größere Menschenmasse vor dem Eingang versammelt, auch wenn der Einlass noch lange auf sich warten lässt.
Apropo Einlass – hier treffe ich auf alte Bekannte: Viva Con Aqua. Die Organisation ist durch andere Festivals schon ein alter Bekannter und so freuen wir uns auf kurzweilige Gespräche mit den Organisatoren des Standes. Ihr kennt Viva Con Aqua noch nicht? Achtet mal bei Euren Festivals im kommenden Jahr auf die Jungs und Mädels. Die Organisation hat es sich zum Ziel gemacht, die Trinkwasserversorgung in vielen Entwicklungsländern zu verbessern. Und ihr könnt tatkräftig mithelfen: Spendet Eure Pfandbecher – überall auf Festivalgeländen findet ihr die Abfallbehälter von Viva Con Aqua!
Leider spielt das Wetter heute nicht ganz so mit – es regnet. Und leider nicht zu knapp. Wer kann flüchtet in Unterstände, ins Schandmaul-Museum oder stellt sich trotzig den Regenmassen. Mit Bangen werden die Minuten bis zum ersten Act gezählt. Aber Petrus meint es gut mit der großen Schandmaul-Familie – pünktlich zum ersten Auftritt wird das Wetter besser.
Und jetzt heißt es trotz nasser Klamotten erst einmal Feiern! Versengold hält Gericht! Mit viel Lachen und Schunkeln wird auch die letzte Regenwolke vertrieben und einem großartigen Tag steht nichts mehr im Wege. Die Bremer Musikanten nehmen die Fans mit auf eine Reise, was spielend gelingt durch ihre Gewandungen und die selbstgeschriebnen Texte – ein wahres Feuerwerk an Spaß und guter Laune wird von den Jungs rund um Snorre Snoerkelfrey und Pinto von Frohsinn abgefeuert.
Nach kurzer Pause kommt es dann zum Auftritt der Lokalpatrioten Lyriel. Die 2003 gegründete Band um Jessica Thierjung und Linda Laukamp geben ihr Bestes um das Stimmungshoch zu halten – leider nicht ganz so erfolgreich. Was sicherlich für beide Seiten etwas enttäuschend ist. Aber durch die doch sehr metal-lastigen Songs passen sie nicht ganz in das Gesamtpaket eines auf Folk und Mittelalter ausgerichteten Bandreigens. Schade eigentlich, weil die Stimmen der beiden Damen – vor allem im Duett – sehr überzeugend sind. Als kleines Geburtstagscover für Schandmaul performen Lyriel Diese Melodie – auch wieder mit ihrem ganz eigenen Touch – sehr eindrucksvoll.
Und jetzt wird es gleich ein wenig ruhiger und leider auch der Platz vor der Bühne: Die Kammer (Marcus Testory und Matthias Ambrè) betreten die Bühne. Unterstützt von einem fünfköpfigen Kammerorchester bieten sie ihre Stücke dar – bestimmt nicht der Geschmack von jedermann aber auch hier sollte man vllt. die Gelegenheit nutzen einmal genauer hinzuhören. Und diejenigen, die dabei geblieben sind lassen sich mitreißen und verpassen nicht die Coverversion der Kammer vom Lied Prinzessin.
Jetzt heißt es aber die Gunst der Stunde nutzen und sich stärken für den Rest des Tages, was da noch kommt hat es in sich. Also mal schnell über den Platz getigert und was zum Futtern gesucht – natürlich bin ich nicht die Einzige, der diese glorreiche Idee kommt. Aber dank des vielseitigen Angebotes muss der knurrende Magen nicht allzu lange leiden :)
Schnell noch ein Met organsiert (also das erste Met) und dann nix wie ab vor die Bühne zur wohl lebendigsten Feier des Tages: Fiddler’s Green bitten zum Tanz. Und da lässt sich die Menge nicht zweimal bitten. Sowohl altbekannte Songs wie Folks Not Dead, The Rocky Road To Dublin und Wall Of Folk als auch Songs vom aktuellen Album Winners & Boozers werden zum Besten gegeben und der Boden bebt. Als Geburtstagsständchen präsentiert die Band um Ralf Albi Albers und Patrick Pat Prziwara eine englische Version von Herren der Winde – Masters Of Wind. Ein Genuss!!!
Viel zu schnell ist auch dieser Auftritt vorbei und es heißt jetzt warten bis zum Höhepunkt, dem zweiten Auftritt von Schandmaul – diesmal erwartet uns die Rockshow.
Und als wenn Petrus ein Segen mit uns hat lässt er zum frühen Abend noch einmal ordentlich die Sonnenstrahlen auf uns nieder. Als Opener Ihrer Show haben sich die Schandmäuler Kein Weg Zu Weit ausgesucht – absolut richtig, kein Weg ist zu weit für eine solche Feier. Emotional wird es danach, als alle Zuschauer direkt vor der Bühne mit Happy Birthday anfangen – Gänsehaut pur wenn ein Chor von mehreren tausend Leuten auf einmal anfängt zu singen – und das geht auch nicht an den Schandmäulern vorbei – sie sind sprachlos für einen Moment.
Nach dem dann die Tränchen der Rührung und Begeisterung auf der Bühne getrocknet sind geht es schwungvoll weiter und es wird gehüpft, gesprungen und getanzt. Thomas Lindner nutzt zwischenzeitlich die Gelegenheit um zu erklären, das die Auflagen der Stadt Köln es notwendig gemacht haben, die Front of the Stage Bändchen zu verteilen bzw. in einigen Bereichen des Festivalgeländes die Akustik sehr zu wünschen übrig lässt und fordert alle auf, gemeinsam den Frust abzubauen: 'Nun stellen wir mal alle unsere Beine parallel zusammen, erheben unser rechtes Bein und stampfen fest damit auf, nicht ohne laut MIST zu sagen!' Das lassen sich die Feiergäste nicht zweimal sagen und wenn erst mal was weiß ich wieviel rechte Beine aufgestampft werden, dann hat auch das Wumms!
Die Band wählt die Songs für diesen Abend mit viel Bedacht aus – ein Rückblick auf 15 Jahre erfolgreiches Musikerdasein findet statt. Dabei wechseln sich stimmungsvolle Lieder mit ruhigen Balladen ab – und alle singen bis auf den letzten Ton mit. Alle? Em Nein – auch heute hat Thomas Lindner wieder mal den ein oder anderen Textaussetzer – aber hey – es sei ihm verziehen – schließlich feiert er ja Geburtstag! Aber mit der erfolgreichen Hilfe des wohl größten Chors ever bei einem Schandmaulkonzert umschifft er auch diese Klippe gekonnt. Und wer hätte gedacht das Der Kuss von der Bravo mal als bester Knutschsong ausgezeichnet wurde – das hat uns die Band an diesem Abend nämlich verraten. Ich glaube, damit haben sie selber nicht beim Aufnehmen des Songs gerechnet.
Aber nicht nur alte Songs werden präsentiert. Schandmaul geben uns einen Ausblick auf Ihre neue CD Unendlich, die Anfang 2014 erscheinen soll: Mit dem Song Narren Sind Bunt Und Nicht Braun greifen sie das Thema Rechtsextremismus auf – natürlich mit ihrer ganz eigenen Art und Weise. Grandios.
Und weil das noch nicht alles ist, gibt es noch einen weiteren Ausblick: Der Teufel Hat Den Schnaps Gemacht wird vorgestellt. Da sich die Band überlegt, den großartigen und textsicheren Chor des heutigen Abends auf Platte zu pressen, wird kurzerhand eine Textzeile eingeübt und aufgenommen: Na und – und was soll ich sagen: Klar, das wir das alle beherrschen. Man darf gespannt sein, ob wir es schaffen, auf der neuen Scheibe verewigt zu werden. Und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm: diesen Augenblick kann uns keiner nehmen.
Nach fast drei viel zu schnell vergangenen Stunden ist dann auch dieser wunderbare Abend zu Ende. Und mit leiser Wehmut sagen Band und Fans auf Wiedersehen – was hoffentlich nicht allzu lange dauert. Eine Tour zur neuen CD steht in 2014 an und dann wird wieder gefeiert.
Fazit dieser zwei Tage: Auch wenn die zwei Tage die ein oder andere Schwäche aufgrund der Auflagen der Stadt Köln hatten (Platz vor der Bühne, Akustik teilweise bescheiden – je nach Standort, die hohen Preise für Speis und Trank) bleibt es ein unvergessliches Erlebnis! Schandmaul ist es gelungen, mit vielen Gästen und noch mehr Herzblut ein wahres Fest auf die Beine zu stellen. Spaß, Schunkeln und auch emotionale Momente haben sich abgewechselt. Jung und Alt haben dem Regen die Stirn geboten, das Met floss und die gute Laune war über den ganzen Platz verteilt. Eine wirklich schöne Geburtstagsfeier – freuen wir uns wenn es heißt: Schandmaul wird 20!!!
Bildergalerie Impressionen vom Samstag
Sonja Häfner
unterwegs für German Rock e. V.