TAUBERTAL-FESTIVAL 2013
Rothenburg ob der Tauber, 09.-11.08.2013
Das Taubertal-Festival wird 18 – mal sehen ob die Veranstalter für eine gelungene Geburtstagsparty sorgen können.
Freitag, 09.08.2013
Beim ersten Rundgang über den Festplatz sind die Auswirkungen der vorangegangenen Unwetter noch deutlich zu spüren – der Aufbau ist knapp zwei Stunden vor dem ersten Auftritt noch nicht abgeschlossen. Aber durch die gewohnte professionelle Arbeit des gesamten Organistions- und Helferteams wird auch diese Hürde wieder gemeistert und dem Start des TTF 2013 steht nichts im Wege.
Bei der Pressekonferenz zur Begrüßung gibt es für die Presse als kleine Überraschung einen improvisierten Unplugged-Auftritt der britischen Band Clockwork Radio. Die Stimmgewalt des eher unscheinbaren Sängers Rich Williams überrascht und lädt auf einen überzeugenden Auftritt am späteren Abend hoffen.
Volker Hirsch – Veranstalter – erklärt kurz, warum es dieses Jahr keine Metal-Bands auf dem TTF gibt: Das breite Raster an Künstlern, die für das TTF interessant sind bezieht natürlich auch die mainstreamigeren Metal-Bands mit ein, jedoch gab es im Bookingverlauf keine interessanten Bands. Außerdem sieht er wenig Sinn darin, die Metal-Fans beim TTF zu bedienen, wenn das eine Woche später beim Summer-Breeze passiert.
Auch wurde das Sicherheitskonzept am Steinbruch, nach dem tragischen Unfall im vergangenen Jahr weiter verbessert. Nichts desto trotz gab es bereits in der ersten Nacht erneut einen Unfall, der aber nicht aufgrund mangelnder Sicherheitsmaßnahmen passierte, sondern – man muss es leider so nennen – aufgrund von unüberlegtem Handeln und Dummheit der Festivalbesucher. Ersten Erkenntnissen zufolge wurde wohl der Zaun untergraben und es kam zu einem Absturz.
Florian Vogel – Umweltbeauftragter des TTF - berichtet, dass das Konzept des Green Camping sich etabliert hat und von den Gästen gut angenommen wird. Die Karten für diesen Camping-Bereich waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Was eine erfreuliche Tendenz zeigt – es geht also doch, Party und Umweltschutz lassen sich vereinen.
Ganz im Sinne unserer Vereinsphilosophie wollen wir dieses Jahr beim Emergenza Word-Final unser Augenmerk auf die drei deutschen teilnehmenden Bands richten: Flowers In Syrup. Finalstairs und Goldmouth.
Als erstes treten Flowers In Syrup auf. Die drei Musiker greifen zu einem kleinen Trick um sich nach ihrem Auftritt in Erinnerung zu halten: Sie verteilen Blumenketten an die Besucher. Nette Idee – aber ob es reicht? Der Sound ist rockig und gut, aber bei einem Ausfall des Bass wird schnell klar, dass den Jungs noch Erfahrung fehlt – es gelingt ihnen leider nicht, die dadurch entstehende Lücke zu überbrücken. Aber das geht wohl vielen Musikern am Anfang der Karriere so. Trotz allem, schafft es Flowers In Syrup nicht vollständig uns zu überzeugen.
Bildergalerie Flowers in Syrup
Finalstairs kommen da schon ein wenig anders her. Die drei ausgebildeten Musiker begeistern ohne große Showeinlagen und stehen für guten Rock, der unverkennbar an die 70er erinnert. Ohne sich weit aus dem Fenster zu lehnen: Hier stehen Vollblutmusiker auf der Bühne. Ihre Musik vermittelt eins: Emotion pur – kein Wunder also, dass sie bei allen Emergenza-Veranstaltungen, die sie durchlaufen haben die Publikumswertung gewonnen haben. Sind wir gespannt auf ihr erstes Album Sleeping Pilot.
Goldmouth tritt erst am Samstag auf – aber auch da bleiben wir für Euch am Ball. Schauen wir mal ob eine der deutschen Bands aufs Siegertreppchen kommt.
Opener des TTF sind Intronomic – eine vierköpfige Band aus Schwäbisch Hall. Intronomic ist eine Band, die – was ihren Stil betrifft – sich alle Richtungen offen lässt. Ihre deutschen Texte – kleiner Tipp: zweimal hinhören lohnt sich, werden oftmals von melodischem Schwerklang getragen, der aber durchaus begeistern kann. Auch wenn die ersten Songs noch schwermütig sind, die Jungs steigern sich und die erste Welle der Begeisterung geht durch das noch – geschuldet an die frühe Uhrzeit – kleine Volk der Zuhörer. Der Name ihrer aktuellen CD Unikat spiegelt die Band wieder. Hier haben sich Musiker getroffen die Unikate sind.
Knalleffekt Jennifer Rostock ist die zweite Band an diesem Tag. Und wie man es gewohnt ist: Jennifer reißt derbe, markante Sprüche um – vorwiegend - das weibliche Publikum in die Show mit einzubeziehen. Was schwerelos gelingt. Der Funke springt innerhalb der ersten Minuten auf das gesamte Publikum über, und ein Feuerwerk an guter Stimmung zieht sich durch den gesamten Auftritt der Band. Bereits beim zweiten Song – Es Tut Wieder Weh – bleibt keiner still und singt Strophe für Strophe mit. Klar, dass Sängerin Jennifer Weist auch heute nicht auf eine beliebte Showeinlage verzichtet. Bei dem Song Kopf oder Zahl holt sie sich zwei Mädels aus dem Publikum auf die Bühne. Jede darf eine Strophe und den Refrain singen und das Publikum entscheidet, wer die bessere Performance hinlegt. Alles in allem: ein sehr gelungener Auftritt von Jennifer Rostock, die zum ersten Mal beim TTF dabei sind.
Bildergalerie Jennifer Rostock
Trail Of Dead – nur die vier Bandmitglieder kennen den wahren Entstehungsgrund des Bandnamens, um den sich unterschiedliche Geschichten ranken – lassen sich mit drei Worten beschreiben: laut, krachend und punkig. Sie sind zurück zu ihren Wurzeln, losgelöst von früheren Experimenten mit soundtechnischem Firlefanz und Bühnen rituell zu zertrümmern. Die Show besinnt sich auf das, was wirklich zählt: ihre Musik. Jason Reese, Drummer, entpuppt sich als wahres Tier an den Sticks und es dauert nicht lange, bis der Funke die Menge erfasst und bewegt. Die Jungs sind einfach brachial auf der Bühne – auch wenn sie eher für Clubauftritte prädestiniert sind, ist die Show auf der großen Mainstage sehenswert. Der Schritt zurück zu ihrem ehemaligen Selbst ist ein gelungener – wir können nur hoffen, dass sie ihre Richtung nicht wieder ändern.
Editors – Wer Songs über Liebesglück, Fröhlichkeit und ähnliches mag, sollte den Auftritt anderer Bands den Editors vorziehen. Ist das jetzt ein schlechtes Zeichen? Nein – im Gegenteil! Auch wenn die Songs der Jungs in eher düsteren Bereichen bewegen und die Texte von Verlust, Krankheit und Tod dominiert werden, ist die Band besser denn je. Das vergangene Jahr war für die Musiker nicht einfach, ein musikalisch wenig erfolgreiches viertes Album, Trennung von Mitbegründer Chris Urbanowicz und das Gefühl der Leere. Dennoch hat es den Anschein, dass Editors daraus gestärkt hervor gehen. Gemeinsam mit den beiden neuen Musikern Justin Lockey und Eliott Williams gelang es innerhalb kurzer Zeit das neue Album The Weight Of Your Love aufzunehmen – und es hat sich gelohnt. Auch wenn manche Musikkritiker den Vergleich mit U2 ziehen und der Band vorwirft zum Mainstream hinzuwandern ist daran nichts Falsches zu erkennen. Trotz düsterer Texte schein sich ein shiny sky für Editors am Horizont zu öffnen. Dies zeigt auch die Reaktion des Publikums – es wird lauthals mitgesungen – Song für Song. Congratulations für den Neubeginn.
21:50 Uhr – Auftritt der besten Band der Welt. Wer jetzt noch keinen Platz hat – hat verloren. Das Tal ist randvoll. Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo Gonzalez legen einen routinierten Auftritt hin. Es gelingt ihnen, die Masse zu bewegen. Egal ob Stagediving (mit und ohne Rollstuhl), entenimitierende Quak-Geräusche, Pogo oder La Ola-Welle – alles ergreift die Menge und sorgt dafür, dass die ohnehin schon gute Stimmung noch besser wird. Der lang ersehnte Auftritt – sowohl von Veranstalter und Festivalbesuchern - von Die Ärzte beim TTF hat sich gelohnt. Egal ob neuere Songs oder alte Klassiker, die Textzeilen sitzen bei der Masse. Gerne hätten wir Euch ein paar hautnahe Aufnahmen der Show gezeigt, doch leider waren nur große Redaktionen seitens des Management im Fotograben zugelassen. Ein kleiner, trauriger Beigeschmack, wie wir finden.
Fazit Tag eins:
Jennifer Rostock - man kann sie mögen oder auch nicht, aber die Bühnenpräsenz von Jennifer Weist und ihren Jungs sorgte unserer Meinung nach für den besten Auftritt an diesem Tag. Die Ärzte liegen nur knapp dahinter, aber uns fehlte das besondere Feeling, vielleicht durch die doch anzumerkende Routine beim Auftritt.
Bildergalerie Impressionen vom Freitag
Samstag, 10.08.2013
Tag zwei kann beginnen – wer kann diesmal die Menge für sich gewinnen? Bad Religion, Skunk Anansie oder Deichkind? Oder sind es Bands wie Grossstadtgeflüster, Skyline Green oder Hoffmaestro?
Aber wir wollen nicht den dritten deutschen Teilnehmer beim Emergenza World Final vergessen: Goldmouth, Gewinner im norddeutschen Emergenza Wettstreit, sind drei Jungs aus Heide, die sich auch Gewinner des SchoolJam Contest 2013 nennen dürfen. Wieder einmal beweisen Bands wie Goldmouth, dass man sich niemals von der Optik täuschen lassen soll. Beim Betreten der Bühne wirken die Jungs brav und unauffällig. Auch ihr Bandname lässt im ersten Moment vielleicht auf melodisches Herzschmerzgeflüster schließen. Weit gefehlt: Ihre Wurzeln liegen in den 70ern und man merkt die Vorbilder wie zum Beispiel Led Zeppelin und Wolvesmother. So ist es kein Wunder, das Tillmann, Steffen und Lucas die Besucher ihres Auftritts innerhalb kurzer Zeit in ihren Bann ziehen. Wer heute hier Blut geleckt hat, wird sicherlich seinen Spaß mit der am 07.06.2013 erschienenen CD ‚Goldmouth‘ haben.
15:45 Uhr – die Hauptbühne erwacht zum Leben. Nacheinander betreten, nein erstürmen, die 11 Musiker der schwedischen Band Hoffmaestro die Bühne. Für die Besucher davor bedeutet das nur eins: es gibt kein Entkommen mehr. Vom ersten Ton an beherrschen Hoffmaestro Publikum und Bühne, erfassen die Menschenmenge mit ihrem Mix aus Ska, Reggae, Techno, New Orleans Funk, Pop und Country. Sie selbst nennen das Skank-a-tronic Punkadelica. Hoffmaestro überschreiten mit ihrer Musik bewusst die Grenzen der einzelnen Genres. Für sie zählt nur: Musik die ehrlich ist. Beeinflussung durch Kritiker oder Mainstream kommt für sie nicht in Frage. Und das ist auch verdammt gut so. Warum? Man kann sich Hoffmaestro nicht entziehen, man will nur eins: sich bewegen, tanzen und springen. Ein mehr als gelungener Start in den zweiten Tag.
Itchy who? Itchy Poopzkid! Vom covern der Lieblingssongs zu einer der erfolgreichsten Punkrockband Deutschlands. So lässt sich der bisherige Werdegang der drei Musiker wohl in einem kurzen Satz beschreiben. Und es hat den Anschein, als wäre Itchy Poopzkid noch nicht am Ziel angekommen. Mittlerweile kann die bereits seit 2001 existierende Band auf an die 800 Auftritte in 16 Ländern dieser Welt zurückblicken. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie bereits zum vierten Mal beim TTF dabei sind und sie begeistert empfangen werden und während des gesamten Auftritts der Boden bebt.
Skyline Green, die erste Band auf der Nebenbühne, der sogenannten „Sound-for-Nature Bühne“, sind sechs junge Männer aus Nürnberg die sich dem Green Pop verschrieben haben. Green Pop? Okay auch uns war der Begriff nicht unbedingt geläufig, daher eine kurze Erklärung: Green steht für die bunte Mischung aus a bissl Reggae, a bissl Ska und manchmal Funk. Pop für Melodien, die einfach nur zum Mitwippen einladen. Und das trifft genau die Musik von Skyline Green: ihre Texte spiegeln die kleinen Alltagssituationen wieder. Kleinigkeiten des Lebens, die meist unbeachtet bleiben aber genau diese Dinge sind es, die den Tag ausmachen und zu einem guten werden lassen.
Ein durchgestrichenes Kruzifix lässt Erinnerungen wach werden an längst vergangene Zeiten. Mit Bad Religion aus Los Angeles betreten Urgesteine des Punkrock die Bühne. Seit über 30 Jahren existiert Bad Religion. Von den Gründungsmitgliedern sind noch drei Musiker übrig, Greg Graffin, Brett Gurewitz und Jay Bentley. Mit ihren sozialkritischen - teils sehr bissig verpackten - Texten, den eingängigen Gesangsmelodien und einem High-Speed-Drummer namens Jay Ziskrout, liefern die Jungs, sorry Männer einen beeindruckenden Auftritt ab, für den sie frenetisch gefeiert werden. Und wer nicht genug bekommt: seit Ende Januar steht das mittlerweile 16. Album der Band, True North, in den Läden. Es hat durchaus das Zeug dazu, zu einem neuen Meilenstein der Band zu werden.
Oh, Ein Reh. So der Titel des vierten Albums von Grossstadtgeflüster. Sie nennen ihren Musikstil Über-Drüber-Pop. Und das ist es auch. Ein bunter Strauß aus Elektro, NDW, Rock, Rave und Experimental. Sängerin Jen Bender, Keyboarder Raphael Schalz und Schlagzeuger Chriz Falk haben ihr Publikum ab der ersten Sekunde im Griff. Ein Begriff drängt sich uns unwillkürlich auf: Zuckerwatte. Und wer hat die nicht geliebt als Kind? Grossstadtgeflüster sind kein Geflüster – sie sind viel mehr lebensfroh, quietschvergnügt und haben – mit Verlaub – einen ordentlichen Schuss Verrücktheit. Danke dafür!
Bildergalerie Grossstadtgeflüster
Kurz vor 21 Uhr ist es endlich soweit: The Return of Skunk Anansie. Seit der 2009 erfolgten Reunion schaffen es die Ausnahmemusiker um Deborah Anne Dyer alias Skin mit jeder neuen CD noch besser zu werden. Wer sich überzeugen will: Black Traffic, erschienen am 14.09.2012. Mit ihrer wahnsinnig geilen Bühnenpräsenz und ihrer mehr als charismatischen Stimme fängt Skin die Menge ein und verzaubert. Begeistert wird sie beim mehrmaligen Crowd-Surfing gefeiert und spätestens bei Hedonism ist das gesamte Tal ein einziger riesiger Chor. Die Band ist eingespielt und trotzdem kommt keine Routine bei ihrem Auftritt auf, sie schaffen es leicht, das Ganze wie einen Abend unter Freunden wirken zu lassen. Was nicht zuletzt auch an den anderen Bandmitgliedern, Martin Ivor Kent alias Ace, Mark Richardson und Richard Keith Lewis alias Cass liegt. Wer richtig gute Musik liebt, sollte sich einen Auftritt von Skunk Anansie auf keinen Fall entgehen lassen.
Leider Geil oder nur ein riesengroßer bunter Geburtstagskuchen? Bei Deichkind gehen die Meinungen auseinander. Sie sind für ihre gewaltige Live Performance bekannt, und das der Spaß am Feiern bei ihren Konzerten im Vordergrund steht. Und das spürt die Menge. Frenetische ‚Deichkind, Deichkind‘ Rufe schon lange bevor der Auftritt beginnt, ein geheimnisvoller weißer Vorhang, der den Blick auf die Bühne verweigert und ein endlos langes Intro treiben die Spannung auf die Spitze. Man bekommt das Gefühl, dass das ganze Taubertal-Konzertgelände aus Anhängern von Deichkind besteht. Mit ihren ausgeklügelten Texten, die den Konsumwahn anprangern, untermalt von Hip Hop, Elektro und Punk treffen Kryptic Joe, Ferris MC, DJ Phono und Porky sicherlich den Nerv ihrer Zielgruppe und sind doch mittlerweile selbst ein Teil des Konsumwahns geworden. Uns persönlich bleibt die Faszination für Deichkind verschlossen, aber Respekt vor einer wahnsinnig aufwendigen Bühnenshow. Mit Sicherheit reisten die Jungs mit dem größten Gepäck an.
Pünktlich zu Mitternacht noch ein Schmankerl. Eine Band, die dem TTF eine metallisch-glänzende Krone – O-Ton Sänger Eric Fish – aufsetzt. Subway To Sally – eine der besten Live Bands Deutschlands - beginnen den Tanz mit Ihren Fans, die ausgeharrt haben um sich den Auftritt nicht entgehen zu lassen. Sie werden reich entlohnt: Das Schwarze Meer, Knochenschiff, Kleid Aus Rosen oder Tanz Auf Dem Vulkan und viele weitere Klassiker werden umrahmt von Pyrotechnik, Feuerspucken und Crowdsurfen, Viel zu schnell geht die Zeit vorbei und wir dürfen noch einer einminütigen Spezialeinlage von Ingo Hampf lauschen, die sein Können zeigt. Gemeinsam mit den Fans singen Subway To Sally noch „Blut, Blut, Räuber saufen Blut“ und entlassen uns alle in die schwarze Nacht. Danke an Eric Fish, Bodenski, Simon, Ingo Hampf, Sugar Ray, Simon Michael und nicht zuletzt: Frau Schmitt!
Fazit Tag 2:
Hauptbühne: Mit Hoffmaestro konnte ein sehr guter Opener für diesen Tag gewonnen werden. Die Jungs hätten es aber auch durchaus verdient, zu einem späteren Zeitpunkt auf der Bühne zu stehen. Skin und Skunk Anansie waren gesanglich und was die Bühnenpräsenz angeht das ganz große Highlight und zeigten, dass sie nach wie vor mit unter das Beste sind, was der derzeitige Musikmarkt zu bieten hat.
Sound-for-Nature-Bühne: Zuckerwatte und Schwarz, oder auch Grossstadgeflüster und Subway to Sally! Beide Bands sind Highlights und ragen an diesem Tag auf der SfN-Bühne hervor. Zwei völlig unterschiedliche Richtungen, und doch fangen beide einen ein. Zuckerwatte für die Kleinen und Tiefschwarzes für die Großen.
Bildergalerie Impressionen vom Samstag
Sonntag, 11.08.2013
Der Norden erstürmt den Süden. Mit Turbostaat, eine 1999 gegründete Punkband aus Flensburg, legt Tag drei des Festivals einen Opener hin, der sich gewaschen hat. Das – noch recht übersichtliche – Publikum wird von der Musik angetrieben und angezogen, der Platz füllt sich. Was sich zu Beginn noch als einfach dahin geschriene Worte anhört, verwandelt sich nach kurzer Zeit in eine unglaubliche Textsicherheit des Publikums. Die sympathischen Jungs, Sänger Jan Windmeier und die Musiker Rotze Santos, Tobert Knopp, Peter Carstens und Marten Ebson, nutzen in guter Punkmanier ihre Texte zum Kampf gegen das in vielen Ecken Deutschlands existierende Philistertum.
Großes soziales Engagement leben, die Fans mit den eigenen Texten zum kritischen Denken bewegen und den Mut fördern, für eigene Ziele zu kämpfen? Das schafft Irie Révoltés! Die neunköpfige Combo aus Heidelberg, die mit Ihrer Mischung aus Reggae, Ska, Rap und Punk, sozialkritischen, französisch-deutschen Texten und jeder Menge Power überzeugen, wird enthusiastisch empfangen. Die Menge hüpft und springt vom ersten Augenblick mit und wer doch noch zögert wird von Sänger Pablo - Mal Élevé – Charlemoine ins Boot geholt. Wer die Jungs bei ihrem sozialen Engagement unterstützen will, findet zahlreiche Möglichkeiten: ob beim Projekt „Respekt“, das sich unter anderem gegen Rassismus und Homophobie wendet, „Rollis für Afrika“ – von Mal Élevé mit ins Leben gerufen oder bei vielen einzelnen Aktionen, bei denen sich Irie Révoltés mit einbringen.
Auftritt der Gentlemen: Triggerfinger, mit Sicherheit die am elegantesten angezogenen Künstler dieses Events, aus Antwerpen, Belgien sind hierzulande vor allem mit ihrer Coverversion von I Follow Rivers in den Köpfen der Menschen verankert. Aber die Herren können noch weit mehr: sie spielen Rock – authentischen, lauten Rock – und Frontmann Ruben Blocks Stimme sorgen für einen Adrenalinkick, der nicht zu unterschätzen ist. Wer nicht genug davon haben kann: die aktuelle CD All This Dancin‘ Around verdient den Stempel empfehlenswert.
18:00 Uhr – Guiness-Zeit! Verdammt, keins auf dem Platz zu kriegen. Okay, dann muss es so gehen, und es geht. Und schuld daran sind Flogging Molly aus L.A. Mitfeiern ist Pflicht, ach was ein Vergnügen. Die Herrschaften präsentieren Irish Folk / Folk-Punk. Typische irische Instrumente wie Mandoline, Akkordeon, Banjo oder Bodhran vermischen sich mit Drums, Bass und E-Gitarre zu einem Sound, der mitreißt. Kein Wunder, Flogging Molly, zählt zu den besten Live-Bands ihres Genre und nach nur ein paar Sekunden ist das allen im Tal klar – die Masse bewegt sich: singt, klatscht, tanzt und feiert den Augenblick. Wer mehr von Sänger Dave King und Kollegen will: holt euch das Album Drunken Lullabies!
Schon mal ne Single von Biffy Clyro vor 2007 gekauft? Nein? Kein Wunder, die schottischen Jungs Simon Neil, James und Ben Johnston, vermieden dies auch tunlichst. Mittlerweile hat sich das geändert. Und damit den richtigen Weg eingeschlagen, die Erfolgskurve steigt. Heute liefern die Jungs mit nacktem Oberkörper eine Show ab, die nicht ohne ist. Harte Riffs, sanfte Töne, großartige Refrains – Biffy Clyro zeigen die Bandbreite ihres musikalischen Könnens. Und dieses Können überzeugt, Musik auf hohem Niveau – bitte mehr davon!
Zocker unter Euch aufgepasst. Ihr sucht die musikalische Unterlegung bei Spielen wie DIRT3 oder FIFA12? Hier sind sie: Chase&Status, bürgerlich Saul Milron und Will Kennard. Dubstep vom Feinsten, eine Live-Performance ohne Gleichen – das sind Chase&Status. Aber wie soll man sie beschreiben? Ich kann’s nicht. Nur eins: Hammer – macht Lust auf mehr. Dubstep ist speziell, und bestimmt nicht jedermanns Geschmack, aber die Jungs sollte man im Auge behalten. Und das Publikum? Das ging steil – Respekt an C&S – an Tag drei zu später Stunde noch einmal eine solche Begeisterung im Tal abrufen zu können.
Fazit Tag drei:
Der dritte Tag entwickelt immer mehr zu einem Liebhabertag. Wer jetzt noch da ist, ist entweder noch nicht wieder nüchtern oder wartet auf sein besonderes Highlight. Und davon gab es heute viele. Triggerfinger, Flogging Molly, Biffy Clyro und ganz speziell Chase&Status
Rückblick und Ausblick
Ziel des TTF ist es Jahr für Jahr, das die Besucher nach Hause gehen und eins denken: „Ich hab ne Menge geiler Bands gesehen, welche die ich kenne und neue, die mich überzeugt haben.“ Und das ist auch dieses Jahr wieder gelungen. Die rund 18.000 Besucher pro Tag (Ausverkauf der Tickets war gut acht Wochen vor Festivalbeginn) haben eine lebendige Mischung aus neuen Bands und bekannten Gesichtern erlebt. Es gab musikalische Überraschungen in beide Richtungen und jede Menge Spaß. Das TTF ist nach wie vor eines der familiärsten Festivals in Deutschland und zum Glück noch frei von zu großem Kommerzdenken. Vernünftige Preise - sowohl bei den Tickets als auch am Festival selbst -, ein Orga-Team, das Grandioses auf die Beine stellt und eine unglaublich große Schar an Hands im Hintergrund, ohne die ein solches Festival nicht funktionieren kann. Daher auch unser Dank an alle, die dazu beitragen. Besonders an unsere Security-Mädels Moe und Gitti.
Bildergalerie Impressionen Sonntag
Wir sind gespannt, was uns vom 08. – 10. August nächstes Jahr erwartet, wenn es wieder heißt: Live für Euch vom Taubertalfestival 2014!
Aber das Team um Volker Hirsch kann noch mehr. Soll heißen: der Berg ruft! Ein Festival in den Bergen zur besten Skilaufzeit: vom 06. – 08.12.2013 in Saalbach-Hinterglemm (Österreich). Bestätigt sind bis jetzt Blumentopf, La Brass Banda und Kraftklub. Mehr Infos unter www.berg-festival.com
Aufmerksame unter Euch werden sicherlich noch etwas vermissen! Richtig, was ist eigentlich aus den deutschen Teilnehmern des Emergenza World Final geworden??? Nun ja, was sollen wir sagen … CONGRAGULATIONS Goldmouth zu einem hervorragenden Platz zwei!
Sonja Häfner
unterwegs für German Rock e. V