Max Mutzke, Nils Wülker
Colos-Saal Aschaffenburg, 19.09.2015
Wer guten, musikalisch auf sehr hohem Niveau präsentierten Jazz mag ist bei Nils Wülker genau an der richtigen Adresse. Als Supporter der Clubtour von Max Mutzke bietet er ein gutes Kontrastprogramm zu dessen Show. Aber auch solo ist der 38-jährige Jazz-Trompeter zurzeit auf Tour, um sein neues Album Up live zu präsentieren.
An diesem Abend zeigt Nils Wülker zusammen mit einem kleinen Teil seiner Musiker – Arne Jansen an der Gitarre und Edward Maclean am Bass, was ein Konzert von ihm zu einem kurzweiligen Erlebnis werden lässt: Jazz, gespickt mit Elementen aus R&B, Pop und Funk. Immer mit der richtigen Leidenschaft für ehrliche Musik und überzeugende Live-Auftritte.
Der Klang von Nils Wülkers Spiel mit der Trompete oder dem Flügelhorn lässt durchblicken, was Musik für ihn bedeutet: Eine Möglichkeit die schönen und besonderen, aber auch die weniger guten Momenten des Lebens musikalisch einzufangen und auf seine ganz eigene Art und Weise zu interpretieren. Mal mit etwas Tempo und dann wieder als wunderbare Ballade. Als Beispiel seien an dieser Stelle mal die Songs Dawn (entstanden bei einem Sonnenaufgang in den Hollywood Hills) und Bridges genannt.
Auf der neuen CD findet man nicht nur instrumentale Kompositionen des Künstlers. Er hat sich gesangliche Verstärkung geholt. Unter anderem von Max Mutzke, Sasha, Xavier Naidoo oder Lauren Flynn.
Da er heute mit einem Teil seiner Band auftritt, lässt sich nur erahnen, welchen kraftvollen und zugleich sanften Sound er bei seiner eigenen Tour durch Deutschland zu bieten hat – umso schöner, dass er bei seinem letzten Stück die restliche Band per Laptop erklingen lässt. Hier zeigt sich dann noch einmal das ganze Potential dieser gelungenen Vereinigung von Nils Wülker und seinen Musikern. Zu ihnen gehören neben den bereits erwähnten noch Lars Duppler am Klavier, Benny Greb an den Drums und Rob Summerfield, der die Gesangsparts bei Live-Auftritten übernimmt.
Ich kann Jazzliebhabern nur empfehlen, am 7. Oktober 2015 sich im Colos-Saal in Aschaffenburg einzufinden und dort den Auftritt von Nils Wülker zu genießen. Aber nicht nur Liebhabern - wer den Weg zum Jazz finden will, ist an diesem Abend am Ziel angekommen.
Bildergalerie von Nils Wülke
Doch nun zum Hauptact
Rückblende: 2004 sitzt ein 23-jähriger Musiker mit einem Barhocker auf der Bühne, schließt die Augen und singt sich mit der Ballade Can’t Wait Until Tonight in die Ohren und Herzen der Zuschauer. In sich zurückgezogen, ganz mit sich und seiner Musik im Reinen lässt er seine unverwechselbare Soulstimme erklingen. Seit damals hat Max Mutzke eine beeindruckende Karriere hingelegt, sich in verschiedenen Musikrichtungen erfolgreich ausprobiert und ist zu einem Künstler der deutschen Musikszene gewachsen, ohne den diese ein großes Stück ärmer wäre. Im Gegensatz zu vielen anderen Casting-Gewinnern – die oft nur durch mittelmäßige Songs, zweifelhaften Choreographien und wenig überzeugenden Stimmen auffallen, ist er ein Sänger, der die Seele der Musik versteht. Meine Erwartungen waren also hoch, als es hieß: er geht mit seinem neuen Album MAX auf Clubtour. Eins schon mal vorneweg: ich werde nicht enttäuscht.
20:45 Uhr und auf der Bühne erklingen die ersten Töne. Zu sehen sind Gitarrist Justin Balk und die Band Monopunk – Danny Samar am Bass, Tobias Held an den Drums und Maik Schott am Keyboard. Alles Musiker, mit denen Max Mutzke schon seit langem erfolgreich und gerne zusammenarbeitet. Von ihm selbst ist in diesem Moment noch nichts zu sehen – nur seine Stimme erklingt aus dem Off und stimmt den Opener seiner neuen CD an: Praise The Day. Als er dann endlich auf der Bühne erscheint, wird er mit großem Beifall empfangen und es dauert nur noch ein kleines Lächeln seinerseits und dass Colos-Saal fängt Fieber.
Unbeschwert und lässig plaudert er mit seinem Publikum, erzählt zu dem ein oder anderen Song Anekdoten, teilweise auch mit sehr persönlichen Einblicken in sein Privatleben – zum Beispiel bei den Liedern You Are All Around Me und Hier Bin Ich Sohn, die seiner Mutter gewidmet sind – oder scherzt mit der Band, umarmt sie, weil es gerade zum Titel oder zum Moment passt. Aber ebenso nimmt er sich auch mal zurück und überlässt den Musikern Raum auf der Bühne und genießt den Moment. Überhaupt ist das Zusammenspiel aller Gruppenmitglieder und Max Mutzke beeindruckend – man sieht ihnen den Spaß auf der Bühne an und so ist es kein Wunder, dass sich dieser auch auf alle anderen im Club locker überträgt. Kaum ein Song bei dem die Besucher nicht mitsingen oder mitklatschen.
Der Sänger liefert an diesem Abend ein abwechslungsreiches Programm: Jazz, Funk, Soul und Pop – all das, was die Musik von ihm ausmacht gibt er zum Besten und weiß restlos zu überzeugen. Sei es mit dem nachdenklich stimmenden IOU (I Owe You), mit dem lockeren Welt Hinter Glas, den schon etwas älteren Stücken Schwarz Auf Weiss und Charlotte oder beim Scat Singing mit Maik Schott – hier war das Publikum kaum noch zu halten.
Viel zu schnell ist die Zeit vorbei – wer jetzt schon den Raum verlässt, verpasst noch ein paar wirkliche Schmankerl. Unter anderem die Interpretation des Radiohead Klassikers Creep, den gemeinsamen Auftritt mit Supporter Nils Wülker, eine – wie ich finde sehr gelungene - rockigere Version von Can’t Wait Until Tonight und der Schlussballade It’s Not Allright.
Zum Schluss lässt es sich Max Mutzke nicht nehmen, allen zu danken: seiner Crew im Hintergrund, dem Colos-Saal Team, seinen Musikern (sehr schöne Geste: er stellt sich an den Bühnenrand und lässt alle vier Musikern mit einem Riesenapplaus feiern) und dem Publikum, dass diesen Dank nur allzu gerne zurückgibt.
Der Höhepunkt dieses Konzertes? Puh – ich kann eigentlich gar keinen nennen. Das Gesamtpaket, was Max Mutzke, Justin Balk und Monopunk abliefern ist rundum gelungen. Eine Stimme die ihre Wandelbarkeit mehrfach an diesem Abend unter Beweis stellt, Musiker die den Sänger und sich selbst in einer Art und Weise musikalisch auffangen, dass alles locker und leicht wirkt, ein Publikum das Max Mutzke, die Band und sich selbst feiert. Es ist eben Unsere Nacht!
Sonja Häfner
unterwegs für GermanRock e.V