TAUBERTAL-FESTIVAL 2018
Rothenburg ob der Tauber, 10.08.2018 bis 12.08.2018
Samstag, 11.08.2018
Italienisch startet Tag 2 – Talco aus Marghera, Venedig sorgen mit ordentlich Pauken und Trompeten für einen lautstarken Start in diesen Tag.
Mit ihren Up-Tempo-Nummern, starkem Bläsersound, einem kleinen Hauch Folk und satten Gitarrenriffs locken sie das Publikum vor die Bühne Da wird eine Energie von der Bühne aus auf die Zuschauer abgefeuert, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Andrea ‚Turborizia‘ Barin an der Trompete und Enrico ‚Cioro‘ Marchioro am Saxophon sind richtige Wirbelwinde, fegen über die Bühne und haben kaum einen Moment Stillstand während des Konzertes. Die Festivalbesucher stecken sie mit ihrer Energie an – auch vor der Bühne bleibt kaum einer ruhig stehen. Aber auch die restlichen Bandmitglieder Tomaso ‚Dema‘ De Mattia (Gitarre, Gesang), Emanuele ‚Jesus‘ Randon (Gitarre), Marco ‚Ketto‘ Salvatici (Bass) und Nicola ‚Nick‘ Marangon (Drums) beweisen ihre Bühnentauglichkeit und liefern eine gute Portion Skapunk-Wahnsinn ab, so zumindest würde ich den Auftritt bewerten. Wer von den begeisterten Festivalbesuchern tatsächlich die - zum Teil gesellschaftskritischen - Songs in italienischer Sprache wirklich versteht mag ich nicht zu beurteilen, aber wen stört das schon, wenn man nicht jede Songzeile versteht, solange es Spaß macht, mit der Band zu feiern.
Italienischer Ska Punk in Bildern
Mit Gogol Bordello steht anschließend eine Formation auf der Bühne, die wirklich – aber wirklich – vom ersten Moment an Vollgas geben. Und so fällt es auch mir schwer, mich auf die Kamera zu konzentrieren und nicht im Bühnengraben abzufeiern. Die bunte und energiegeladene Show der New Yorker Band um Frontmann und Gründer Eugene Hütz versprühen genau das, was sie sich als Ziel für ihre Konzerte gesetzt haben: Party zu feiern. Der Musikstil – eine eigenwillige Kombination aus traditioneller Musik der Roma, gepaart mit Punk und Dub – und wie vom Bandgründer selbst gern als ukrainisches Zigeuner-Punk-Cabaret bezeichnet, erobert die mittlerweile größer gewordene Menge vor der Bühne mit voller Wucht. Ich habe mir sagen lassen, dass bei Konzerten der Band gerne auch mal wilde Tiere, Feuerwerke oder Zirkuskünstler die Show bereichern. Beim Auftritt auf dem TTF war nicht wirklich etwas davon zu sehen, was die Wirkung der Show aber nicht minderte. Neben Eugene Hütz beweisen noch Pedro Erazo (Gesang), Boris Pelekh (Guitar), Ashley Tobias (Back Vocals, Percussion), Thomas Gobena (Bass), Sergey Ryabtsev (Geige) und Alfredo Ortiz am Schlagzeug ihre starke Bühnenpräsenz und vermitteln einfach nur Spaß!
Wie der Spass ausgesehen hat seht ihr hier
Mit In Flames ist als Co-Headliner eine Band auf der Bühne die für mich zu der Sorte Band gehört, die live deutlich mehr überzeugen als auf einem Silberling! Die Songs kommen insgesamt wesentlich druckvoller daher und bleiben dadurch einfach viel präsenter im Kopf hängen. Cloud Connected ist nur ein Beispiel dafür. Die Schweden stehen natürlich immer wieder wegen ihrem musikalischen Wandel (etwas weniger von den harten Wurzeln hin zu etwas mehr modernen Klängen) bei ihren Fans auf der Kippe, aber bei ihrem Auftritt heute merkt man nichts davon. Er ist von Anfang an mit satten, harten Gitarrenriffs gespickt und bietet den Fans harter Rockmusik eine Setliste ganz nach ihrem Geschmack – und dafür feiern sie die Formation auch ordentlich. Anders Fridén (Gesang), Björn Gelotte (Gitarre), Niclas Engelin (Gitarre), Bryce Paul (Bass) und Joe Rickard (Schlagzeug) nutzen als visuelle Unterstützung ihrer Show LED-Säulen die eindrucksvoll in den richtigen Momenten aufblitzen.
Lightshow der Extraklasse - überzeugt euch selbst
Kurz vor Mitternacht erschallt aus den Lautsprechern Feel von Robbie Williams – und ein Chor der Superlative erhebt seine Stimme. Die Eiswiese ist voll bis auf den letzten Platz und jeder zählt die Sekunden bis zum Auftritt des letzten Acts am Samstag. Handys werden gezückt, das rote Banner mit der Aufschrift ‚Keine Nacht für Niemanden‘ wird unzählige Male fotografiert. Nur noch wenige Minuten trennt die Menge von KRAFTKLUB. Und dann ist es soweit: die ersten Töne erklingen, der Vorhang fällt, das Publikum ist bereit für die Eskalation. Sofort nach Song eins bittet Frontmann Felix die Menge darum, gegenseitig auf sich zu achten vor allem beim Stage Diving, damit bei allem Spaß während des Konzertes die Sicherheit nicht vergessen wird. KRAFTKLUB bieten bei ihrem mittlerweile dritten Auftritt beim Taubertal-Festival eine abwechslungsreiche Bühnenshow. Altbewährte Elemente wie Wasserschlauch und Glücksrad kommen zum Tragen. Glücklicher Glücksradgewinner ist ein junger Mann namens Moritz. Sein Favorit: Scheissindiedisco. Aber es wird der Koversong und es erklingt Schrei nach Liebe von den Ärzten. Wieder einmal zeigt sich das perfekte Zusammenspiel zwischen Publikum und Band: der Chor erhebt ohne große Interaktion seitens des Frontmannes erneut seine Stimme. Natürlich darf auch die kleine Bühne mitten im Publikum nicht fehlen und das schon legendäre Wettcrowdsurfen aller Bandmitglieder zurück auf die große Bühne. Genauso wenig wie die kreisenden T-Shirts gegen Ende dieses Abends. KRAFTKLUB sind einfach eine Band, die eine grandiose Stimmung verbreitet und jedes Konzert zu einem Erlebnis macht. Routine merkt man hier in keinem Moment. Aber irgendwann endet auch der schönste Moment und wir gehen müde aber mit einem fetten Grinsen Richtung Auto.
Mega Mega Mega der Abend mit Kraftklub
Fazit Tag zwei: Eine Steigerung von Auftritt zu Auftritt. Im Kopf geblieben: Vollgas-Formation Gogol Bordello, In Flames in guter Form und - Ich wiederhol mich ja nur ungern, aber: KRAFTKLUB haben für den totalen Abriss der Eiswiese gesorgt. Mega Konzert.
Es bleibt abzuwarten ob der Abschlusstag den heutigen in den Schatten stellen wird.
Sonja Häfner