Bereits zum 27. Mal wird dieses Jahr das Taubertal-Festival gefeiert. Als Headliner und Co-Headliner sind dieses Jahr Künstler wie Electric Callboy, Peter Fox, Marteria, While She Sleeps, die Donots und last but not least die Broilers am Start.
Nachdem das ein oder andere Festival dieses Jahr mit wahren Schlammschlachten zu kämpfen hatte, strahlt vom Himmel die Sonne zu Beginn des TTF. Nur vereinzelt findet man auf dem Infield noch matschige Stellen, denn auch hier hatte es in den Tagen vorher zum Teil heftig geregnet.
Um 16 Uhr geht es dann endlich los auf der Sounds For Nature Stage. Opener ist Ina Bredehorn, besser bekannt als Deine Cousine aus Hamburg. Wer hier jetzt nordische Zurückhaltung erwartet –weit gefehlt. Wie ein Wirbelwind fegt Ina ständig über die Bühne, Stillstand Fehlanzeige. Für mich ist Deine Cousin noch ein unbekanntes Pflaster, aber ich habe schon von anderen Fotografen gehört, dass man sich ein Konzert von ihr nicht entgehen lassen darf. Also bleibe ich etwas länger an der Bühne und ja - ich kann nicht weghören. Texte mit Tiefgang, eine Stimme die überzeugt und ein Publikum das mitgeht, trotz brutaler Hitze von oben. Für mich ein Superstart in das Festival-wochenende und ich werde mich definitiv noch einmal genauer mit Deine Cousine beschäftigten.
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Weiter geht’s zum nächsten Opener auf der Taubertal-Stage: Querbeat! Okay, wer jetzt an Kölner Karneval denkt, liegt erst mal gar nicht so falsch. Genau da fing alles an. Mittlerweile spielt die 13-köpfige Brasspop-Band überregional und kann auch Auftritte in Europa nachweisen. Die Band nimmt ordentlich Anlauf um die – leider noch sehr überschaubare – Menge vor der Bühne mitzunehmen auf ihre Reise mit Brasspop, Pop, Rock, Ska und Brasspop. Diese Band lässt sich nicht auf eine Stilrichtung festlegen und bekommt den Spagat zwischen diesen unterschiedlichen Musikstilen sehr gut hin. Danke für eine Stunde coole Musik.
Auf geht’s zurück zur Sound For Nature Stage. Um kurz nach 19 Uhr sind Grell am Start. Noch nie von gehört? Wir auch nicht. Grell sind die Gewinner des Emergenza Wettbewerbes Deutschland und spielen somit auf dem TTF beim Emergenza International Contest. Die fünf Jungs kommen aus Neumünster und haben sich dem Alternative Rock verschrieben. Ja, sie bringen was mit, was einen auf den zweiten Blick/Hörmoment catcht. Also wenn ihr Gelegenheit habt, die Jungs mal live zu erleben – hin mit Euch. Wir drücken Grell auf jeden Fall die Daumen für den Contest – den die Konkurrenz ist zum Teil echt stark dieses Jahr.
Was jetzt auf die Taubertal-Stage kommt, nennt sich Me First and the Gimme Gimmes. Also was soll ich dazu jetzt sagen? Manchmal fehlen mir die Worte für das, was ich auf der Bühne sehe. Wenn man nach dieser Band googelt, erfährt man, dass es sich um eine amerikanische Punkrock-Coverband handelt, die seit 1995 Songs – vorwiegend aus den 60er und 70er Jahren – covert und zwar in ihrer speziellen Punkrock-Version. Dabei will ich es an Information für euch belassen. Weil ich kann zu diesem Auftritt wirklich nichts sagen. Ich habe so gar keinen Zugang zu dieser Band gefunden. Und ich hatte auch das Gefühl, dass es einigen Menschen vor der Bühne genauso ging. Für mich einer der schwächsten Auftritte ever auf dem TTF. Leider. Da hätte man vielleicht mehr draus machen können.
20 Uhr und es ist Zeit für Betterov. Bürgerlich Manuel Bittdorf. Er hat es geschafft, trotz der schwierigen Corona-Zeit sich einen Namen in der deutschen Musikszene zu verschaffen. Mir persönlich schießt sofort sein Auftritt 2021 bei Inas Nacht mit Platz am Fenster ins Gedächtnis. Betterov ist im Indie-Rock zuhause und seine Songs widmen sich den großen Themen seiner Generation, bringt aber auch autobiografisches in seine Lieder mit ein. Gepaart mit seiner rauen, markanten Stimme kann man nicht anders, als genau hinzuhören und sich flashen zu lassen. Klare Empfehlung!
Jetzt aber schnell zurück zur Taubertal-Stage: Electric Callboy geben sich die Ehre und unterhalten die Crowd für gute 75 Minuten. In dieser Zeit ist alles dabei. Laute und leise Songs, sanfte und ordentlich eins in die Fresse Songs, mindestens drei Outfitwechsel, Konfettikanone (mehrfach!!!), Pyroshow, Handylichter und Circle Pit. Die Show bietet echt alles. Eigene Songs und Covers, und auf jeden Fall gute Unterhaltung. Ich kann nicht sagen, was mir bei diesem Auftritt am besten gefallen hat. Die gute Auswahl an Songs, das Handylichter-Meer, den Spaß, den die Jungs (nicht nur Nico und Kevin am Mikro) ausgestrahlt haben, die Show-Einlagen, die Aufforderung zum Disco-Fox tanzen für Tante Helga oder das Schlagzeug-Solo von David? Ich sag jetzt einfach mal, es war dieses Rundum-Sorglos-Paket. Und genauso muss es auch den Zuschauern gegangen sein. Electric Callboy wurden gefeiert – und das zu Recht. Ein guter Co-Headliner für den ersten Abend!
Flashback 2008: Pierre Baigorry, besser bekannt als Peter Fox, veröffentlicht sein erstes Soloalbum Stadtaffe und heimst jede Menge Preise dafür ein. Schon damals habe ich mir persönlich mehr davon gewünscht. Es ist einfach dieses gute Gefühl, was die Musik von Peter Fox einem vermittelt. Aber es soll ganze 15 Jahre dauern, bis ein neuer Silberling mit dem Namen Love Songs schließlich in 2023 erscheint. Okay, ich bin ehrlich – die einen finden die Scheibe nicht so gut, andere feiern ihn dafür und sind froh, dass endlich neue Songs zu hören sind. Ich gehöre – klar – zur zweiten Fraktion. Auch wenn ich immer noch auf der Suche nach meinem Lieblingssong auf der CD bin, aber die Tendenz geht Richtung Kein Regen in Dubai. Stadtaffe liegt mir einfach ein Stück näher am Herzen. Aber egal, heute Abend wird gefeiert und das ganze 90 Minuten lang, wie es sich für einen ordentlichen Headliner gehört. Die Bühne ist zu Beginn verdeckt von einem schwarzen Vorhang. Als dieser sich endlich öffnet und die Show beginnt, sind doch einige Fotografenkollegen verblüfft. Neben den Musikern und Background-sängerin ist auf einer Tribüne eine Gruppe von Menschen zu sehen, die nicht regelmäßig mit Peter Fox auf der Bühne stehen. Aber die Auflösung ist ganz einfach: Besucht seine Homepage und klickt auf die Rubrik Werde Teil der Show! Und genauso ist es auch diesmal – Fans haben die Möglichkeit, die Show von der Bühne aus mitzuerleben. Beim Taubertal ist es 3SIXTY, eine Dance-Crew aus Lübeck! Aber das soll es nicht gewesen sein, auch ein paar Leute aus dem Publikum werden im Laufe des Auftritts noch auf die Bühne geholt und werden somit ebenfalls zum Teil der Show! Und wieder ist es diese Mischung aus Leichtigkeit, den einzelnen Songs, den Tanzeinlagen und allem anderen was auf der Bühne passiert, die die Zeit viel zu schnell vergehen lässt und mir ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Alles in allem eine richtig gute Performance von allen Beteiligten und ich persönlich gehe glücklich am Ende zum Auto. Sorry, wenn man gemerkt hat, dass Peter Fox derjenige war, auf den ich mich an diesem Freitag am meisten gefreut habe :)