Am letzten Samstag (15. Oktober 2022) gastierte die Ausnahmekünstlerin Eivør Pálsdóttir im Colos-Saal in Aschaffenburg und sorgt für einen gut besuchten Club. Als Support-Act: ihre kleine Schwester Elinborg. Ein besonderer Abend sollte mich erwarten …
Pünktlich um 20 Uhr geht es los und Elinborg betritt die Bühne. Mit ihren leichten Popsongs und ihrer Stimme entführt sie die Zuhörer von Beginn an in ihre Heimat, die Faröer Inseln. Sie singt an diesem Abend ausschließlich in ihrer Muttersprache. Das tut der Wirkung der Lieder aber keinen Abbruch. Manchmal hat man das Gefühl, mit den heimischen Vögeln über die Landschaft von Faröer zu fliegen. Einziger Kritikpunkt: hätte sie noch Musiker als Unterstützung auf der Bühne gehabt, wäre es nicht so statisch gewesen.
Nach einer kleinen Pause geht es dann mit dem Hauptact weiter: Eivør betritt unter lautem Beifall die Bühne.
Wenn man das schlaue W nach Eivør befragt, erfährt man dass sie eine faröische Sopranistin, Musikerin und Komponistin ist. Überwiegend in ihrer Muttersprache singt, aber auch in Englisch, Dänisch, Schwedisch und Isländisch und ihr Zielpublikum alle Generationen umfasst. Dies bemerkt man auch an diesem Abend. Von Jung bis Alt ist alles vertreten. Hatte ich mit überwiegend weiblichem Besuchern gerechnet, werde ich schnell eines Besseren belehrt. Frauen und Männer halten sich die Waage.
Dem ein oder anderen ist Eivør auch als Sängerin des Soundtracks von The Last Kingdom ein Begriff, wie zum Beispiel mir und so war ich sehr gespannt, was mich an diesem Abend erwartet.
Mit Boxes startet sie in diesen Abend und zeigt gleich, welche Stimmgewalt sie besitzt und das Publikum zu verzaubern weiß. Aber sie begeistert nicht nur mit ihren ersten Liedern, sondern auch mit ihrer Ansprache an die Besucher des heutigen Abends, als sie einen kleinen Ausblick auf den weiteren Verlauf gibt.
Der Abend ist geprägt von vielen englischsprachigen Songs, aber auch Lieder in ihrer Muttersprache präsentiert sie. So ist nach den ersten fünf Liedern der Moment gekommen, an dem alle The Last Kingdom Fans hellhörig werden. Mit Lívstræðrir und Helig hören wir zwei Lieder aus der Serie. Und genau bei diesen Titeln beweist Eivør ihr ganzes Können. Mit Gestik und Mimik, sowie ihrer einzigartigen Stimmfarbe entführt sie einen in die Zeit der Serie, lässt alle Gefühle, die in diesen Liedern schwelgen aufflammen und versinkt selbst ganz und gar in ihrer Darbietung. Magische Sphären liegen in der Luft und ziehen die Zuhörer in ihren Bann.
Eivør bietet den Besuchern im Verlauf des Abends noch einen schönen Querschnitt ihrer bisherigen Werke und schafft es immer wieder neu zu faszinieren. Selten habe ich so ein gebanntes Publikum im Colos-Saal erleben dürfen. Immer wieder bin ich von ihrer Stimme fasziniert, die so leicht und spielerisch die verschiedensten Gefühle erzeugen kann.
Ihre englischsprachigen Songs wissen zu überzeugen, dennoch begeistern mich die Lieder in ihrer Muttersprache eher – auch wenn ich kein Wort verstehen kann. Man wird von der Stimme einfach in ihren Bann gezogen. Mein Highlight des Abends: Gullspunnin.
Fazit: Ja, wenn die Ohren eher an den mainstreamigen Pop und Rock gewöhnt sind, mag der Sound von Eivør gerade über die Länge eines Konzertabends etwas herausfordernd wirken. Aber es lohnt sich – sie schafft es, dass man wieder an Magie in dieser Welt glaubt.
Setliste:
Boxes / NTF / Salt / Only Love / Let It Come / Lívstræðrir / Helig / Skyscrapers / This City / Rain / True Love / Gullspunnin / Truth / Í Tokuni /TrØlla / Falling Free